Translator / Übersetzer

Sonntag, 14. Januar 2018

Kurze Urlaube Беларусь und Malta

Liebe mich lesend Verfolgende,
heute berichte ich kurz von zwei schönen Urlauben vom Ende des Jahres.
Seit Beginn des Jahres 2017 darf man als deutscher Staatsbürger für 5 Tage visafrei in die Republik Belarus einreisen (Das Wort Weißrussland im Deutschen ist laut mehrfacher Bestätigung ein fälschlischer Begriff...). Ich wollte einen Einblick gewinnen und nutzte so etwa 4 Tage um mir die Städte Minsk und Brest anzuschauen. Von Minsk hatte ich von verschiedenen Seiten schön gehört - wie grau und unschön es doch dort wäre. Allerdings waren die Berichte durchaus auch etwas älter.
Der Fluss Svislac fließt durch das Zentrum von Minsk.
Ich erreichte Belarus per Flugzeug, fuhr mit dem Bus in die Stadt und checkte im Hostel ein. Das Wetter war in der Tat so, wie es alle beschrieben hatten: Trüb und regnerisch. Nach nur einer Stunde sightseeing in der Nähe des Hostels ging es sofort weiter in eine Bar zum Couchsurfing-Meeting. Da ich allein reiste und natürlich in der Kürze der Zeit gern ein paar Einheimische kennenlernen wollte, war das einmal mehr eine gute Option. Zu dem Treffen waren hauptsächlich Belorussen da, und nur äußerst wenige Ausländer wie ich. Schnell fanden sich viele interessierte Gesprächspartner, einige von ihnen lernten sogar Deutsch. 
Couchsurfing-Meeting
Mit Polina, einer Studentin hatte ich mich bald verabredet, dass sie mir am nächsten Tag die Stadt zeigte und ich im Gegenzug ein wenig mit ihr Deutsch üben sollte. Sie zeigte sich als gute Stadtführerin und erklärte mir viele Dinge aus ihrer Sichtweise. Besonders interessant war für mich, dass wie in vielen ehemaligen Sowjetstaaten die Lehrer nur echt wenig verdienten. 
Mit Polina vor der neuen Bibliothek
Die Kathedrale des Heiligen Geistes im Zentrum der Stadt Minsk.
Das Siegesdenkmal.
 In den folgenden Tagen entdeckte ich verschiedene Ecken in Minsk und muss sagen: Es ist eine schöne Stadt (abgesehen vom Wetter...). Es sieht an den meisten Orten in der Innenstadt und Umgebung ordentlich und gut aus, es gibt viele kleine trendige Cafes und Bars und gefühlt auch eine richtige Hipster-Szene. Ich war noch mit anderen Couchsurfern auf einem Konzert in einer Bar und bin allein zum "Minsker Meer" - einem Naherholungsgebiet mit See - gefahren.
Der große Markt.
Im Sommer sicher voll - Der Strand am "Minsker Meer"
Konzert in Minsk
Einen Tag bin ich nach Brest (die Grenzstadt zu Polen) gefahren - mit dem Zug 4 Stunden hin und abends 4 Stunden zurück. Ich hatte gelesen und gehört, dass die Brester Festung eine Sehenswürdigkeit sei. Aus meiner Sicht war es das wirklich nicht. Ich kann den Besuch der Festung nicht empfehlen. Auch die Stadt Brest selbst interessierte mich nicht sonderlich, scheinbar ist Minsk wirklich in den letzten Jahren schöner geworden, die anderen Städte im Belarus hinken aber ein bisschen hinterher.
Allen Interessierten kann ich dennoch einen Besuch in diesem noch eher untouristischen Land empfehlen. Insbesondere ist vermutlich im Sommer ein Besuch in den Nationalparks, in denen auch das Bison lebt, ziemlich sehenswert.
Hier noch ein Video von einem Straßenkünstler in Minsk. Es scheint, dass das lateinamerikanische  Lied "Despacito" wirklich inzwischen jeden Winkel dieser Erde erobert hat :)







Nur ein Weilchen später waren wir für 4 Tage zu zweit in Malta. Wir wollten die letzten Sonnenstrahlen des Jahres erwischen und diesen uns bisher unbekannten Inselstaat kennenlernen.
Wir kamen am Mittag in Malta an und erkundeten zuerst die Hauptstadt Valetta und fuhren dann in unserer Hotel. Es war zwar Ende Oktober, aber immer noch Saison.
Einer von Maltas Häfen

Die Bibliothek

Hausfront mit Balkonen
Am nächsten Morgen mieteten wir uns für die restlichen drei Tage einen Scooter, was sich letztendlich als die beste und kostengünstigste Variante herausstellte. Wir waren frei und konnten fahren wohin wir wollten, bekamen unser bisschen Handgepäck ohne Probleme unter und verbrauchten in den drei Tagen gerade mal Benzin im Wert von 5€!
Maria auf unserem Scooter
Wir fuhren zuerst einmal quer durch Malta, durch kleine Dörfchen und sehr löchrige Staßen und erreichten schließlich ein altes Kloster mit einer unterirdischen Kapelle. Dort hatten wir das Glück, dass gerade die Besitzer des (privaten) Klosters anwesend waren und uns eine kurze Führung mit Erklärungen dazu gaben :)
Blick vom Kloster auf das Mittelmeer
 Dann wanderten wir noch ein bisschen an der Steilküste entlang.
Dingli Cliffs im Südwesten der Hauptinsel.
Auf der weiteren Fahrt durchquerten wir wieder die ganze Hauptinsel und machten Stopps in den Städten Rabat, Mdina und Mellieha. Am äußersten Nordzipfel der Insel besuchten wir noch eine Korallenlagune.
Lagune im Norden der Insel
Danach setzten wir mit der Fähre auf Gozo über - die zweigrößte der maltesischen Inseln. Hier versprachen wir uns weniger andere Touristen und mehr Natur. Wobei ich generell bemerken muss: Da Malta recht klein ist, ist jeder Flecken besiedelt. Die Natur mag mediterran und schön sein, aber es geht eben nicht, ohne dass man immer einige andere Menschen umher hat.
Auf Gozo hatten wir uns ein wunderschön gelegenes Hotel in Qala mit eigenem Pool gebucht. Nur war es uns zum Baden abends inzwischen zu kalt.
Überfahrt auf der Fähre
Blick von unserem Balkon auf den Hotel-Pool
Abendessen im Restaurant
Am nächsten Tag erkundeten wir mit unserem Scooter die Nordinsel. Einige Strände, die Hauptstadt von Gozo Victoria, die Salzpfannen und eine wunderschöne Kathedrale mit Kreuzweg. Überhaupt muss man sagen, dass es auf Malta viele sehr schöne und gut erhaltene Kathedralen gibt. Von einem Aussichtspunkt aus sieht man in fast jedem Dorf in allen Richtungen eine stattliche Kathedrale.
Maria am Strand
In der Zitadelle von Victoria
Pause am Strand

Die Salzpfannen im Norden von Gozo.
Die Basilika der Heiligen Jungfrau
Blick vom Kreuzweg auf die Basilika
Um den Sonnenuntergang zu beobachten, fuhren wir an die Westseite der Insel, in die Nähe des ehemaligen "Azure Window". Dieser Steinbogen ist jedoch vor etwa einem Jahr eingestürzt.
Blick auf das ehemalige Azure Window
Letzter Abend auf Malta
Sonnenuntergang
Am letzten Tag fuhren wir wieder auf die Hauptinsel, machten einen kurzen halbstündigen Badestopp (das war glaube ich mein erstes Mal baden im Mittelmeer ^^) am Strand von Ghadira, brachten den Scooter zurück und nahmen den Bus zum Flughafen. Die dreieinhalb Tage auf Malta waren für uns genug, da es zum Baden schon etwas zu kühl war. Wer mehr von der Kultur sehen will, sollte schon etwa eine Woche einplanen.
Bis zum nächsten Post, dann wieder von einer anderen Ecke dieser Erde.
Seid geherzt, Euer Michael

Adventure-Race und Wandern in Deutschland

Im Herbst stand mal wieder sportliche Betätigung auf meinem Plan.
Gemeinsam mit meinem Bruder nahm ich an einem Adventure-Race teil. Da es unser erstes derartiges Rennen war, starteten wir in der Kategorie Kurzstrecke mit einer Länge von ca. 43km. Die Disziplinen waren Klettern, Schwimmen, Radfahren, Orientierungslauf, nochmal Radfahren, Bogenschießen, Kanufahren und Ausdauerlauf. Für die Mittelstrecke (79km) und Langstrecke (156km) war dieses Rennen gleichzeitig die Deutsche Meisterschaft im Adventure Race.
Wir reisten am Vortag an und übernachteten im Zelt. Die Langstreckenläufer starteten bereits nachts um 5:00 mit Schwimmen im eiskalten Wasser. Unser eigener Start war zum Glück erst um 9:00. Alle Teams starteten zeitlich um ein paar Minuten versetzt.
Am Start - 0km



Wir hatten bereits im Vorfeld entsprechend unserer Fähigkeiten die Aufgaben im Team und unseren Rhythmus bzw. das geplante Tempo besprochen. Einer navigiert, der andere meldet uns bei den Kontrollpunkten an und ab.
Beim Klettern - 0,1km

Vor dem Schwimmen - nach 0,2km
Radfahren - nach 10km

Orientierungslauf - nach 15km
Kanufahren - nach 35km
Da es unser erstes derartiges Rennen war, waren wir gespannt auf unsere Leistung. Es zeigte sich bald, dass wir zwar körperlich bei einigen Disziplinen (Klettern, Schwimmen) unterlegen waren, vor allem aber als Team gut funktionierten und gegen Ende hin auf Grund unserer Ausdauer einiges gutmachten. Unser weiteres Plus sollten die Bonuszeiten sein, die man sich verdienen kann.
Auf der gesamten Strecke wird an allen Kontrollpunkten die Zeit gemessen. Bonuszeiten konnte man durch die Geschicklichkeits-Disziplinen (Klettern und Bogenschießen) erwerben. Die gesamte Zeit minus die Bonuszeit ergibt die gewertete Zeit, nach der die Platzierungen ermitteln werden.
Dank mäßiger Kletterleistung und sehr gutem Bogenschießen erhielten wir insgesamt 45 Minuten Zeitgutschrift! Nach insgesamt 5:30 Stunden erreichten wir das Ziel, mit der gewerteten Zeit von 4:45 Stunden waren wir überraschend vierter Platz in unserer Wertungskategorie :)
Im Ziel - nach 43km



























Sicher werden wir wieder einmal an einem ähnlichen Event teilnehmen.

Nur einen Tag später, nachdem ich mich ein bisschen erholt hatte, wollte ich mich wieder einmal im Wandern längerer Strecken probieren. So startete ich von Weimar aus mit dem Ziel Nordhessen in 5 Tagen zu erreichen. Das entsprach einer Strecke von ca 130km auf nahezu direktem Wege über Erfurt, den Nationalpark Hainich und Eschwege. Das Wetter war oft genauso mößig, wie es angekündigt war. Ich hatte natürlich mein Rucksackgewicht wieder minimiert, also nur Kleidung, meine Hängematte und eine Kleinigkeit zum Essen dabei.
Der sonnige erste Tag
Ich startete erst am zeitigen Nachmittag in Weimar und lief die 25km bis Erfurt quasi ohne Pause durch und übernachtete dort in einem Hostel.
Am zweiten Tag bot der Weg wenig Abwechslung, aber es gab meist leichten Regen. Eigentlich hatte ich vorgehabt im Freien zu schlafen, aber die Aussicht bei Regen draußen zu schlafen und meinen Unterschlupf wieder nass einpacken zu müssen war nicht nach meinem Geschmack. Da es ringsherum nirgendwo einen Gasthof gab (ja, ich war gefühlt abseits der Zivilisation), musste ich erst mit der Bahn nach Gotha fahren, übernachtete dort und bin dann mit dem Bus am nächsten Tag wieder auf die Strecke. Am dritten Tage ging es dann durch den Hainich.
Der verregnete dritteTag im Nationalpark Hainich

Kurzer Sonnenschein
 Durch den Hainich hindurch (das Wetter schien nicht besser zu werden), telefonierte ich wieder einige Herbergen an, aber keine in der Nähe meine Weges schien frei zu sein. Zu bequem bei diesem Wetter im Freien zu schlafen entschied ich mich dafür, die Strecke ungeplanterweise ein wenig abzukürzen und bin mit dem Bus 15km nach Eschwege gefahren. Dort schlief ich wieder in einem Hostel. Am nächsten Morgen startete ich die vorletzte Etappe zunächst nach Bornhagen und besuchte die dortige Burgruine Burg Hanstein.
Burg Hanstein
 Da mir der letzte Tag bevorstand, hatte ich auch keine Hemmungen mehr im verregneten Wald zu übernachten und richtete mir ein mumeliges Nachtlager ein. In den Bildern in drei Stadien zu sehen:

Ein guter Abstand der Bäume gefunden...
...die Hängematte gespannt...
... und regensicher abgedeckt.
Ich schlief recht gut in meiner Konstruktion, als es dann zeitig morgens (wie angekündigt) noch etwas mehr Wind gab, legte ich mich in einen direkt am Weg befindlichen Unterstand - zu der Zeit war noch niemand unterwegs und ich konnte nochmal die Augen schließen.
Am letzten Tag lief ich weiter Richtung Göttingen und erreichte gegen Mittag mein Ziel. Einmal mehr habe ich gemerkt, dass ich lieber und besser in den Bergen vorankomme als auf ebener Strecke. Dennoch bleibt mein Plan, dass ich irgendwann einmal Deutschland zu Fuß durchquere :)

Dienstag, 19. Dezember 2017

Kymmis, Kurut und Kauderwelsch in Kirgistan

Liebe Wartende,
euer Warten hat ein Ende.
Da die Zeit nicht stillstehen wollte, um mir Zeit für einen neuerlichen Eintrag zu geben hat es dieses Mal wirklich recht lange gedauert: Ich möchte uns von unserer Reise nach Zentralasien berichten!
Die Wahl fiel auf Zentralasien aus zwei Gründen: Da gibt es Berge und vermutlich nicht zu viele andere Touristen. Der erste Punkt hat sich voll bestätigt, der zweite größtenteils auch.

Auf unserer Reise waren wir in Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan.
Auf den folgenden Seiten erfahrt ihr:
- wie man mit einem Taxifahrer richtig verhandelt
- warum man die kirgisische Gastfreundlichkeit auch mal ablehnen sollte
- dass die Geschwindigkeit der Grenzabfertigung von der Größe der Eier abhängt und vieles mehr...
- warum man im tadschikischen Pamir-Gebirge am besten mit dem Fahrrad unterwegs ist
- wie wir es geschafft haben fast auf einem Friedhof (oder so...?!?) zu zelten

Zuerst verbrachte ich eine Woche allein in Almaty/Kasachstan (blaue Strecke). Danach reisten wir zu zweit bis viert durch Kirgistan (rote Strecke). Im dritten Teil des Blogs geht es auch nach Tadschikistan.

Almaty/Kasachstan - "Der Bruder Santiago de Chiles"

Als ich per Flug in der ehemaligen kasachischen Hauptstadt Almaty ankam, war es zeitig am morgen. Die Flugzeugdurchsagen kamen auf russisch, englisch (das hatte ich erwartet) und scheinbar türkisch?!? Zumindest dachte ich das dem Klang nach erst. Bis ich irgendwann mein spärliches Wissen aktivierte und messerscharf kombinierte: kasachisch ist eine Turk-Sprache - klingt also tatsächlich recht ähnlich für unvertraute Ohren.
Die Einreise lief ohne Probleme, nur wartete ich am Flughafen vergeblich auf meinen aufgegebenen Rucksack. Darin waren neben meinen ganzen Outdoor-Utensilien (Zelt, Gaskocher, Schlafsack, Matratze, Klamotten) auch viele mir wichtige persönliche Dinge. Also habe ich mit meinem spärlichen Russisch an einem rein russisch/kasachisch-sprachigen Schalter mein Problem ausführlich geschildert. Verdeutscht: "Hallo. Kein Gepäck."
Zur Erleichtung half mir ein englisch sprechender ebenfalls Betroffener. Da ich noch 2 komplette Tage auf meinen Rucksack warten musste, ohne dass ich wusste ob es überhaupt noch existiert, war ich immer wieder darauf angewiesen, dass sprachkundigere Mitmenschen für mich bei der Hotline anriefen.
Mein kompletter Reisebesitz für die ersten 3 Tage
Ich schlief in einem Hostel, das zu finden etwa eine halbe Stunde dauerte. Der Grund: Es war nicht mehr vorhanden 😲 Zwar konnte man es online unter dem alten Namen buchen, aber es trug nun einen neuen Namen und war an einem anderen Ort. Dafür war vor Ort alles echt gut: Sauber und ruhig.
In Almaty oft in Sicht: Die 4000er der Umgegend.
Es war mumelig warm bei 44°C im Bus.
Typische Toiletten in Zentralasien.
 Almaty ist eine für mich besonders reizvolle Stadt, da sie DIREKT an den Bergen liegt. Und mit direkt meine ich tatsächlich noch direkter als Santiago de Chile! Nach nur einer halben Stunde Fahrt ist man in den Skigebieten. Auch sonst zeigt Almaty ein interessantes Gesicht: Zwischen Sovietbauten ragen moderne Bürogebäude und riesige Malls empor. Der Nahverkehr ist auch für Ortsunkundige bald zu durchschauen. Jeder Busfahrer versteht seinen Job zu 50% als Huper und zu 50% als Fahrer. Gezahlt wird nicht beim Fahrer, sondern bei seinem mitfahrenden Schergen.
Kirche inmitten eines belebten Parkes in Almaty

Über Couchsurfing lernte ich ein nettes kasachisches Pärchen kennen: Dimitri und Xeniya. Wir trafen uns zum Abendessen und fanden uns sofort sympathisch. Daraufhin entschieden Dima und ich, dass wir in den folgenden Tagen eine gemeinsame Bergtour machen wollten. Super für mich :D
Bis dahin versorgte ich uns für die folgenden Wochen mit allen nötigen Outdoor-Utensilien: Gaskartuschen und Bergnahrung. Mein Rucksack hatte sich inzwischen glücklicherweise wieder eingefunden.
Mit Dima fuhren wir ins Skigebiet, nahmen den Lift bis auf 3200m und wanderten dann am ersten Tag bergab und am zweiten wieder bergauf und wieder hinab insgesamt ca. 25km mit vielen Höhenmetern. Wir trafen am ersten Tag kaum jemanden und zelteten versteckt im Wald abseits des Weges. Am zweiten Tag machte Dimitris Knie schlapp und ich nahm ihm der Reihe nach erst das Geschirr, dann das Zelt und dann noch seinen Schlafsack ab. Zum Glück bin ich am Berg sowas wie ein knorriger alter Klepper, der einfach alles trägt was man ihm auflädt und weiterläuft 🐎 Die Landschaft um uns herum war echt schön. Und als uns ein Dutzend junge Kasachen entgegen kamen, war ich für 10min die Hauptattraktion: "Du kommst aus Deutschland?!", "Wow, was machst du hier?", "Können wir ein Foto machen?". Es war ein kurzer herzlicher Austausch.
In Kasachstan fällt man als Europäer auf Grund der vielen russischstämmigen Einwohner nicht wirklich auf. Ich wurde scheinbar oft für einen Kasachen gehalten und angesprochen, konnte dann aber weder flüssig antworten, noch erklären, wo nun diese Straße So-Und-So zu finden sei. In Kirgistan und Tadschikistan hingegen sehen die meisten Einwohner eher asiatisch und mongolisch aus. Deswegen fällt man dort als Tourist auch deutlich schneller auf.
der Blick von oben ins Tal
Wanderngefährten abseits der Pfade - Dima und Michael
zwei Tage in schönster Kulisse
hinab in die Schlucht um sie wieder hinauf zu laufen
Unser Lager mitten im Wald
Unsere Brücke über den reißenden Strom

Kirgistan - "Let's have some Kymmis"


Nach der ersten erlebnisreichen Woche in Almaty wollte ich mich mit Freunden in Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans, treffen. Ich nahm also von Almaty aus den Bus nach Bischkek (ca. 5 Stunden, inklusive Grenzformalitäten). Bis zur Grenze soweit so gut. Dann kamen die Genzformalitäten. Jeder Passagier stieg mit seinem Gepäck aus und man lief durch die Kontrolle und traf dann wieder auf seinen Bus. Ich hatte bereits davon gelesen, es aber als unglücklichen Zufall abgetan: Der Bus wartet nicht auf seine Passagiere 😟 Ich stand mit allen anderen Kirgisen und Kasachen in einer Schlange an, als ich an der Reihe war wurde mir unmissverständlich (in Kasachisch, oder russisch, oder Kirgisisch?!?) klar gemacht, dass ich hier falsch sei. Man erklärte mir "👉". Ich musste also nochmal an einer anderen Schlange anstehen, bekam Stempel Nr. 1 um mich dann erneut anzustellen. Dabei verlor ich natürlich auch meine Mitreisenden aus dem Bus aus den Augen. Was hatte der Fahrer doch auf verständlichem Russisch/Kasachisch gesagt, wo wir uns nochmal wiedertreffen hinter der Grenze?!? 😶
Nachdem ich eine mich hartnäckig verfolgende Meute Taxi-Fahrer nach der Grenze abgeschüttelt hatte, sah ich tatsächlich ein paar meiner Mitreisenden. 20 Sekunden später erschien unser Bus, wir stiegen ein und fuhren los - 5 der 18 Sitzplätze waren noch leer. ABER ICH WAR DABEI! 🙌
Bischkek selbst war ich noch einen Tag allein. Es ist ein wenig trist, auf jeden Fall nicht so europäisch wie Almaty, auch die Gebäude sind je nach Lage wesentlich kleiner gehalten.
Vor einem Kriegsdenkmal
Der zentrale Platz mit dem nationalen Volkshelden Manas - wir nannten ihn nach ein paar Tagen liebevoll "Manni".
Der "Ala-Too"-Platz vor dem Regierungsgebäude.
Tanksäulen ehemals aus Deutschland - "Betrag" und "Abgabe"
Auf dem Osch-Basar findet man fast alles. Hier eine Auswahl an Gewürzen.
Inzwischen zu viert verließen wir nach 2 Tagen Bischkek und fuhren weiter zum Issylkul-See nach Karakol. Das war eine siebenstündige Fahrt in einer Marshrutka. Kennt ihr nicht? Solltet ihr kennenlernen! Eine Marshrutka ist ein öffentlicher Minibus mit lauter meist nerviger Musik, der zu günstigem Preis fährt. Die Abfahrtszeit ist ungewiss, ebenso die Dauer der Fahrt. Sicher hingegen ist, dass die Frontscheibe einen Riss aufweist (ich glaube das ist Zulassungsvoraussetzung) und man zu gegebener Zeit irgendwo Stopps macht z.B. an einer Tankstelle zum Essen oder Tanken oder beim Schwager des Busfahrers um noch was abzuholen. Und dass man ein paar seiner Mitreisenden kennenlernt. Das muss aber nicht immer vorteilhaft sein 😐 In meinem Fall war es ein betrunkener Kirgise der mir in lallendem Russisch meine in Kasachstan gekaufte Billiguhr (ca. 5€, lautes Ticken, jemand Interesse daran?!?) abschwatzen wollte. Als Tausch bot er mir seine Sonnenbrille und als ich ablehnte sogar noch seinen Ring an. Aber zu dem Zeitpunkt mochte ich die laut tickende Uhr wohl noch... 😋
kirgisische Raststätte - natürlich auch mit Jurte
Hier noch eine kleine Einführung in das kirgisische Verkehrssystem: Es gibt Busse, die eigentlich immer Minibusse sind. Diese fahren ab, wenn sie voll sind. Nicht eher. Oder man mietet sich ein Taxi, kostet dann etwa doppelt so viel und man kann sofort losfahren. Offensichtlich fährt man auf der Straßenseite, die den besten Untergrund (Schotter oder Asphalt) hat. Es ist also nicht ungewöhnlich auch mal Kilometer auf der Gegenfahrbahn oder abseits der eigentlichen Straße zu machen.
 
Impressionen einer Fahrt mit Marshrutka

Von Touristen versuchen besonders Taxifahrer gelegentlich von vornherein ein ca. 300%iges Trinkgeld zu erhalten. Natürlich erkundigt sich der reiseerfahrene Weltbürger stehts vorher an neutraler Stelle nach dem Tarif und überschlägt dann (besonders wenn er Mathe-Lehrer ist) die Kosten jeder weiteren Strecke auf Grund der bereits bekannten. Eine standardmäßig geführte Taxi-Verhandlung verläuft dann meist so (rudimentäres Russisch wörtlich ins Deutsche übersetzt):
Tourist: "Hallo. Nach XYZ. Wie viel?"
Taxifahrer: "4000 Som"
Tourist: (übersetzt für seine Freunde, man entscheidet, es ist zu viel, macht betont unzufriedene Gesichter) "2000 Som. Hin und zurück."
Taxifahrer: (tut entsetzt, ob des eigentlich immer noch zu hohen Preises) "Nicht möglich. Ich habe 4 Kinder."
Tourist: (rechnet im Kopf nochmal nach und berät sich mit seinen Freunden, ob man nicht eigentlich die viel realistischeren 1500 Som vereinbaren sollte) "2000 Som!"
Taxifahrer: (Schüttelt den Kopf, sagt wieder einen Preis oder - um sicher verstanden zu werden - tippt ihn im Handy oder schreibt ihn mit dem Finger auf die staubigen Autoscheiben)
Touristen: (Schütteln den Kopf und setzen sich einfach wartend neben in der Nähe hin bzw. gehen erstmal nebenan einkaufen)
Taxifahrer (5 min später): "OK. Steigt ein."

Mit genügend Geduld haben wir glaube ich bei den Fahrten in Bus und Taxi nur unwesentlich mehr gezahlt, als es die Einheimischen tun. Das nicht aus Knausrigkeit, sondern weil es auf lange Sicht sicher auch für die Einheimischen sinnvoll ist, dass "Unternehmer" ihre Preise nicht beliebig an den Kunden anpassen.

Karakol ist eine kleine Stadt am Fuße des Tian Shan Gebirges. Wir schliefen eine Nacht im Hostel und wollten dann mehrtägig wandern. Leider setzte in der Nacht ein echt starker Regen ein und es war auch laut Wetterbericht keine Besserung in Sicht. So beschlossen wir, noch am selben Tag Kilometer zu machen und in irgendwelche kleinen Dörfer südlich des Sees zu fahren, um dem Regen zu entkommen.
Die hölzerne Kirche in Karakol - zu Recht ein Touristenmagnet

Unser nächstes Ziel war also das Dörfchen Tosor. Schon von Anfang an fanden wir es toll. Scheinbar bemühte man sich hier sehr, den Tourismus anzukurbeln. Überall wurde gebaut - meist grauenvoll enge gebaute Jurtencamps für Touristen. Und als wir vier Europäer die Dorfstraße entlang liefen kamen alle 100m Kinder gerannt und begrüßten uns mit "Hello. How are you? What's your name?" Das schien jedoch ihr gesamtes Reportoire zu sein, denn schon unsere einfachen nichtphilosophischen Antworten brachten nur verwunderte Gesichter hervor.
Vier Europäer "erobern" die Hauptstraße des Dorfes Tosor
mit unseren neuen Bekanntschaften
Wir quartierten uns für 2 Nächte in einer Bungalow-Siedlung ein. Es war ruhig und weitläufig. Das Bad und Toilette 50m durch den Garten zu erreichen.
unser Hostel-Grundstück
Wäsche waschen am Waschbecken und in die Sonne hängen.
 
Wir sahen in vielen Dörfen/Städten neu gebaute Moscheen des gleichen Stils - aber nie Menschen in der Nähe.
Zumindest hier legte man den Islam wohl auch nicht sehr streng aus. Kinder und Erwachsene badeten im riesigen See.
Während die Damen sich an den Strand legten, hatten wir Männer nichts besseres zu tun, als bei 35°C im Schatten auf 1600m über N.N. unsere Beine mal wieder richtig auszulaufen und durch die Ortschaft auf die Berge zu joggen. Dabei entdeckten wir diesen wunderschönen Friedhof mit für uns besonderen Grabmälern.
Friedhof - im Hintergrund das Tian Shan Gebirge
Grab-Jurten
Eine wirklich malerisch gelegene letzte Ruhestätte.
Wir vermuten, dass sich ärmere Familien nur Erdhaufen als Grabmal leisten können.
 Den zweiten Tag verbrachten wir etwas außerhalb von Tosor. Wir fuhren per Anhalter ein paar Kilometer zum "Fairy Tale Canyon". 

Fairy Tale Canyon
Aufstieg um sich Übersicht zu verschaffen
Der zerküftete Fairy Tale Canyon
ein gut getarntes Tierchen
Der Elefant oder Pinguin.
Die chinesische Mauer.

Noch am gleichen Tag später sind wir ins Nachbardorf nach Kaji-Say gefahren. Wir hatten auf unserer Fahrt nach Tosor in der Marshrutka auch eine sehr liebenswürdige Bekanntschaft gemacht: Als wir uns auf deutsch unterhielten, sprach uns eine etwa 30jährige Frau auf deutsch an: "Entschuldigen Sie, kommen Sie aus Deutschland?". Sie hieß Ainura, gebürtige Kirgisin, und ist Deutschlehrerin an der dortigen Schule. Stolz erzählte sie, dass sie schon einmal ein paar Monate in Deutschland zu einem Praktikum war und lud uns für einen der folgenden Tage zu sich und ihren Eltern nach Hause ein. Heute folgten wir der Einladung und ließen uns traditionell bewirten. Es gab Manty (gefüllte Teigtaschen), Salat, Aprikosen, Tchai und Ainuras Lieblingsgetränk - Kymmis!

An der großen Straßenkreuzung in Kaji-Say.

Ainuras Schwester zeigte uns stolz die neue Küche im Anbau. Diese war aber noch nicht in Benutzung.
Eingeladen von Ainura und ihren Eltern.
Mit diesem Nationalgetränk "Kymmis" verhält es sich wie folgt:
Wir hatten vor unserer Reise schon davon gehört und es wurde zumeist als für europäische Verdauuungssysteme als ungenießbar definiert. Kymmis besteht aus vergorener Stutenmilch.
Natürlich wollten wir des probieren, schon aus Höflichkeit unseren Gastgebern gegenüber. Die naheliegendste Beschreibung ist tatsächlich, dass es ein bisschen wie Erbrochenes schmeckte, aber eben wie Milch aussah. (siehe Bild) Bei einer anderen Gelegenheit tranken wir noch ein etwas frischeres Kymmis, da war der vergorene Geschmack geringer. Gelegentlich gibt man auch Zucker dazu. Nicht alle von uns schafften es, eine komplette Tasse davon zu trinken...
Manty, Salat, Marmelade. Und rechts oben in der Ecke der gefürchtete Kymmis.
Ainuras Augen leuchteten vor Freude, als sie uns von diesem Getränk erzählte. Auch später haben wir Kirgisen getroffen, die uns immer wieder auf einen Kymmis eingeladen haben. Und wir haben es fast immer geschafft, irgendwie höflich abzulehnen. Für die Kirgisen entspricht die Einladung zum Kymmis einer besonderen Höflichkeit und einer gemütlichen Geselligkeit - ähnlich, wie wenn man bei uns sagt: "Komm, lass uns mal ein Bier trinken gehen." Und es schien den Kirgisen unvorstellbar, dass wir in Deutschland kein Kymmis haben. (Wobei ich etwas ähnliches unter leicht veränderter Rezeptur in einem Mongolischen Restaurant als Likör zu mir nahm.)
Auf der Hauptstraße von Kaji-Say. Ainura gibt uns eine Führung durch das Dorf.
In jedem Dorf grüßt Genosse Lenin.
Ainuras Schule. Sie erzählte, dass ihre Achtklässler teilweise selbst mit dem Auto zu Schule fuhren. Die Polizei interessiere das nicht sehr. Sie hätte andere Probleme.

Der Schulhof. Hier nicht im Bild weideten zwei Schafe darauf.
Immer wieder sehen wir in Deutschland ausrangierte Autos usw.
Die Straße ins benachbarte Bergdorf war anders befestigt als wir Europäer es erwartet hätten.
Die folgenden zwei Nächte verbrachten wir in einem ehemaligen sowjetischen Resort-Hotel mit eigenem Strand am Issylkul-See. Das heißt, es sah zwar teilweise etwas älter aus, war aber eigentlich ganz ok, und verhältnismäßig günstig - vermutlich, weil da keiner der wenigen Touristen absteigen würde.
Im russischen Resort - Der Asphalt stammt aus der Soviet-Zeit.
Unser eigener Strand.
Generell lässt sich über andere Touristen in Kirgistan sagen: Es gibt sie. Vor allem Kasachen und Russen, aber inzwischen durchaus auch viele Deutsche, Franzosen, Briten, Amerikaner und einige Asiaten. An den sogenannten touristischen Highlights sieht man sie immer wieder. Bislang aber schafft man es noch ihnen zu entkommen. Besondere Anlaufstelle für Touristen (und so auch oft für uns) waren die Büros von "CBT Kirgistan" und "Shepherd's Life". Das sind "Community Based Tourism"-agencies, also von Kirgisen betriebene Tourist-Büros, die mit den Einheimischen vor Ort zusammenarbeiten und z.B. einen Fahrer/Taxi/Bus  oder eine Übernachtung bei einer Familie im Dorf organisieren können. Weltweit gibt es besonders in Entwicklungsländern, die über keine große touristische Infrstruktur verfügen ähnliche Zusammenschlüsse - meist unter dem Namen CBT. Für uns waren die CBT-Büros hauptsächlich für Informationen zu Taxi- oder Buspreisen und für Wanderrouten Ansprechpartner. Leider bekamen wir im Laufe der Reise immer mehr das Gefühl, dass eher das Gegenteil mit dieser Agentur erreicht wurde, also geplant. Eigentlich sollten dadurch die Einheimischen ja selbst mehr vom aufstrebenden Tourismus profitieren können und Reisende und Einheimische direkter in Kontakt gebracht werden. Wir haben den Übernachtungsservice vom CBT  glaube ich nie in Anspruch genommen, wurden aber ein paar Mal (fast schon ängstlich) von Gastwirten oder Fahrern gefragt, ob wir vom CBT kommen. Es scheint sich um eine Organisation zu handeln, die sich nach und nach alles unter den Nagel reißt und vor allem von den Einheimischen satte Provisionen kassiert, damit man sie weiterempfiehlt, so dass sich das Geschäft am Ende weder für uns Touristen, noch für die Herbergsväter bzw. Fahrer lohnt. Wir fühlten uns jedenfalls besser, wenn möglich alles selbst zu organisieren und Preise direkt auszuhandeln.
Traditionell wird in Kirgistan ein typisches Brot in Lehmöfen gebacken (sehr schmackhaft).

Lehmofen
Seit vielen Jahrhunderten schon leben und wohnen die Kirgisen in Jurten (so wie auch z.B. die Mongolen). Auf einem Fest hatten wir die Gelegenheit bei einem Jurten-Bau-Wettbewerb auf Zeit teilzunehmen. Darin gibt es tatsächlich auch Weltmeisterschaften! Hier betrug die Zeit zum Aufbau einer Jurte etwa 15 Minuten (bei etwa 10 gleichzeitig wirbelnden kräftigen jungen Männern).
Eine Jurte von außen.

Eine Jurte im Bau.

Das Innenleben einer Jurte. Der Boden ist mit Teppich ausgelegt. Die Wände ebenso abgehängt. Man sitzt an einem kniehohen Tisch.
Auf diesem Festival sahen und hörten wir auch einen "Manaschi" (Geschichtenerzähler), der den Heldenepos von Manas (Manni, siehe oben) in einem wilden Sing-Sang von sich hab. In einer beachtlichen Lautstärke "sang" er etwa eine Viertelstunde. Hier ein kurzer Ausschnitt.

Am nächsten Tag sind wir weitergefahren in eine wieder eher touristische Stadt, nach Kochkor. Dort ließen wir aber nur einige Dinge zurück und konnten dann endlich nach einer Woche in Kirgistan in den Bergen wandern. Ich hatte von einem kleinen wild-romantisch gelegenen Bergsee namens Köl Ükok gelesen, der war unser Ziel. Nach einer kurzen Taxifahrt ins nichts schulterten wir unsere Rucksäcke und wanderten für ca. 17km etwa 1500 Höhenmeter bis auf über 3000m über N.N. Wir kamen an ein nur zwei einheimischen Siedlungen vorbei, schlugen unsere Zelte nahe am Bach und abseits der touristischen Jurten auf und verbrachten einen wunderbaren Abend inmitten der grünen kirgisischen Berge.
Ein langer Weg.
Immer wieder weideten Pferde oder Kühe am Weg.
Mittagsrast am Bach.
Diese frischen kirgisischen Bergwiesen sind eine wahre Augenweide.
Bis zu den ersten Jurten gab es Reifenspuren, ab dann nur noch Hufspuren.
Die Nomaden nutzen alles. Sowohl die Felle als auch den Dung, der in Scheiben auf der Mauer trocknet. Da es im Hochland keine Bäume gibt, sind die Fladen als Brennmaterial für den Ofen (zum Kochen und Heizen) unverzichtbar.

Unsere größte Flussdurchquerung - Das Wasser ging bis zu den Knien, war reißend und bitterkalt.
Endlich am Ziel!

Der See Köl Ükok.
In der Mitte des Fotos eine Art Murmeltier - die gab es in den Bergen zuhauf.
Kurz vor Beginn der Dämmerung erreichen wir den See.


Ein besonderer Ort zum Zelten und Übernachten.
 Am nächsten Morgen überraschten uns ein paar Kirgisen zu Pferden, die hier am Mittag neue Jurten aufbauen wollten und bereits das Material dazu abluden.

Da das Wetter sich auch eher wieder zu wandeln schien, wollten wir dem Regen zuvorkommen und stiegen am zweiten Tag wieder nach Kochkor ab.
Bergfreunde auf allen Kontinenten.
Die meisten Touristen besuchen von Kochkor aus den schön gelegenen viel größeren Bergsee Song Kul. Auch wir machten uns (mit einem Fahrer von CBT) dahin auf den Weg. Der See liegt auf etwa 3000m Höhe und die Route dahin ist reich an Serpentinen.
Serpentinen zum Song Kul
Was uns jedoch am See selbst erwartete, schockierte uns zutiefst: Ein riesiges über 100 Jurten zählendes Camp - nur für Touristen erbaut. Natürlich vom CBT betrieben... 😒


Touristen-Jurten soweit das Auge reicht. 😳

 Wir liefen ohne rechts und links zu schauen flotten Schrittes hindurch und nach etwa einer Stunde war von dem Camp nichts mehr zu sehen.
Sonnenschutz ist wichtig.

Scheinbar endlose Weite.
Die Freiheit alles in einem Rucksack zu tragen.
An den Hügeln im Hintergrund verbrachten wir die Nacht.
So wohnen heute die nomadischen Einheimischen. Meist besitzen sie etwa 3 Pferde und eine kleine Schaf- oder Kuhherde.
Angenehme Gesellschaft.
Unser Wasser zum Waschen, Kochen und Trinken. Im Hintergrund eine kleine Jurtensiedlung.
Ein Grabmal mitten in der Steppe.
Unser Zeltarrangement für die Nacht. Kurz vor dem Abendessen.
Sonnenuntergang.

Abendschimmer.
Nomadenleben am Song Kul.
Schnappschuss des allabendlichen Zähne-Putz-Rituals - jeder mit einer Wasserflasche irgendwo auf der Wiese.
Generell sind in Kirgistan und Tadschikistan die Männer die Ansprechpartner. Wenn jemand etwas von uns wollte oder uns ansprach, so richtete er sich prinzipiell an die Männer der Gruppe. Das war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig - zumal Marias Russisch besser war als unseres. Aber mit der Zeit stellt man sich darauf ein und es ergeben sich herrliche Gespräche, bei denen Mann (Kirgise) mit Mann (Deutscher) spricht, und in unregelmäßigen Intervalle das Gespräch im Dreieck durch Maria geführt wird.
Noch am Abend hatte ich versucht, uns bei den umliegenden Nomaden für den kommenden Tag vier Pferde zum zurück reiten zu organisieren. Schließlich wäre es schön in einem Land mit Nomaden einmal durch die Landschaft zu reiten. Die Männer meinten, sie würden sich drum kümmern. Noch am Abend kam ein Mädchen als "Abgesandte" zu uns geritten und bestätigte uns die Abmachung. Am nächsten Morgen jedoch waren keine Pferde bereit und wir vermuten, dass diese natürlich benötigt wurden, die Herden zu weiden. Also liefen wir zuerst auf dem Rückweg. Nach der Hälfte der Strecke erreichten wir eine weitere Nomadenfamilie. Diese sicherten uns sofort Pferde zu und luden uns zu Brot und Kymmis (aaaaahhhhhhhhhh 😋) ein, den wir dieses mal schlecht ablehnen konnten. Der Sohn (ca. 10 Jahre) ritt auf einem Esel seinen Vater holen, der ebenfalls gerade die Herde weidete. Als nach ca. 45min alle Pferde beisammen waren, ritten wir die kurze halbe Stunde zurück zum Camp.

Ich finde laufen bequemer als reiten.

Mein Pferd wollte sowieso lieber Gras fressen als laufen.
Wir ließen uns wieder mit dem Taxi nach Kochkor fahren, und fuhren direkt nach Bischkek weiter (naja, wir warteten ca. eine Stunde in unserem Minibus, bis er endlich voll war). Dort trennten sich für eine Woche unsere Wege - Maria und ich wollten für ein paar Tage Tadschikistan entlang des Pamirhighways erkunden.
Wir flogen zunächst nach Osch, der zweitgrößten Stadt Kirgistans. Mir ist es dabei gelungen, im Aufgabegepäck unsere Gaskartusche zu transportieren. Die neuerliche Beschaffung wäre nicht einfach gewesen. In Osch angekommen versorgten wir uns schnell mit dem nötigen Essen für ca. eine Woche, denn wir wussten, dass es in Tadschikistan teuer sein würde. Gegen Mittag war unser Fahrer Oleg da. Ein Auto grenzüberschreitend zu mieten ist nahezu unmöglich und unglaublich teuer außerdem. Man kommt in der Tat besser, sich einen Fahrer mit Auto zu mieten. Wir teilten uns die zweitägige Fahrt nach Murghab/Tadschikistan mit Jun, einem Südkoreaner. Die ersten drei Stunden ging es über asphaltierte Straßen bis nach Sary Tasch. Obwohl noch etwa 50km von der Grenze zu Tadschikistan entfernt, kann Sary Tasch als Grenzstadt verstanden werden. Es leben nur etwas weniger als 2000 Personen dort mit Ausblick auf das hohe Pamirgebirge. An dieser strategischen Kreuzung halten alle Fahrer aus Kirgistan, Tadschikistan oder China um im Restaurant zu essen (alle gehen in das gleiche - viel Auswahl ist nicht) und zu tanken und die Kanister zu füllen. Was sich dabei an der Tankstelle abspielte, schien uns verrückt: Es wurde extra für uns erst ein Generator angeworfen, um den Strom für die Zapfsäule bereitzustellen.
Erste Serpentinen noch vor Sary Tasch
Die "Stadt" Sary Tasch.
In diesem Restaurant/Hotel essen fast alle Reisende.
Der Generator (im Hintergrund) sorgte für den Strom der Tanksäulen.
Da wir uns für die Überfahrt nach Tadschikistan (Pässe über 4500m) zumindest ein bisschen akklimatisieren wollten, hatten wir mit unserem Fahrer Oleg vereinbart, am ersten Abend einen Abstecher (von 2Stunden) in Richtung Peak Lenin zu machen. Mit ca. 7100m über Meeresspiegel ist es der zweithöchste Berg im Pamirgebirge. Wir fuhren durch das Dorf Sary Mogul (siehe Bilder) weiter in die Berge hinein und sahen zum ersten Mal Yaks. Da Oleg vom CBT war, schliefen wir in einem kleinen CBT-Camp (nur insgesamt 5 Jurten). Wir wollten aber die teuren Touri-Übernachtungspreise für die Jurte nicht zahlen und stellen unser Zelt im Gelände auf (Selbst dafür wollte man uns leider am nächsten Tag den vollen Preis berechnen.). Gegessen haben wir gemeinsam mit anderen Anwesenden für teure 10€ für ein Nudelgericht. Die Landschaft ringsumher war atembraubend.
Blick von Sary Tash auf den Pamir.
Das Dorf Sary Mogul
Der "Bus".
Ein Mädchen spielt am Straßenrand
Blick durch die gesprungene Frontscheibe auf die Straße Richtung Pamir.
Unser kleines Jurtencamp auf ca. 3500m - Ganz im Hintergrund der Peak Lenin.
Glück.
Freiheit.
Malerisch
Nach Meinung von Oleg war es kein Problem am nächsten Morgen noch zum Basislager der Bergsteiger aufzusteigen und dann unsere Fahrt fortzusetzen, um abends in Murghab/Tadschikistan anzukommen. Also machten wir uns an den zweistündigen Aufstieg und liefen durch saftige grüne Bergwiesen entlang eines Baches zum Basislager.
Den Berg immer im Blick.


Eines der Basislager.

Eines der am höchsten gelegenen Restaurants der Welt!

Und plötzlich wurde aus dem schönen Auenland das triste Mordor. Über allem thront der Peak Lenin.
Fred in Kirgistan.
Ohne weitere Ausrüstung nur bis hierher möglich.

Michael, Oleg, Maria, Jun.
Auf dem Rückweg standen wir plötzlich inmitten einer Yak-Herde.
 Gegen Mittag fuhren wir dann weiter. Zuerst zurück nach Sary Tash (dort nochmal im Restaurant AKYH essen) und dann weiter an die Grenze nach...

Tadschikistan - Tristesse und teurer Transport


"Die Tristesse bezeichnet ein Gefühl oder einen ästhetischen Eindruck der Traurigkeit, der Trübseligkeit, des Jammers oder der Ödnis. Sie kann sowohl zur Beschreibung von Emotionen oder Stimmungen als auch zur Bezeichnung von Zuständen, Gegenständen oder Orten verwendet werden." - Wikipedia

So sehr uns die grünen, saftigen Wiesen Kirgistans bis auf 4000m Höhe fasziniert haben (bisher kannte ich das in diesen Höhen kaum), desto größer war der Kontrast als wir nach Tadschikistan kamen. Schlagartig war das Grün verschwunden und wich einem monotonen grau-braun. Das mag auch der Geografie geschuldet sein: Da wir uns permanent im Pamir bewegten waren wir nie weniger als 3000m über dem Meeresspiegel.

Unser Kurztrip in den Pamir.
Der "Highway".
Die Überquerung der Grenze war interessant und ein Geduldsspiel von dem wir schon gehört hatten. Erst an die kirgisische Grenze. Alle sitzen bleiben, Papiere abgeben, Papiere wieder bekommen, 30m weiter fahren und das gleiche Spiel mehrmals. Scheinbar bei jedem der diensthabenden Beamten. Und dann selbiges auf tadschikischer Seite. Eine Beschilderung gab es in keinster Weise. Selbst Ortskundige wussten oft nicht in welcher Bude sie den nächsten Stempel holen müssen.

An dieser Stelle muss ich erklären, warum die Geschwindigkeit der Grenzüberschreitung zwischen Kirgistan und Tadschikistan von der Größe der Eier abhängt.
Richtig. Ich meine Eier.
1. Eier als Synonym für Cojones: Wer die Grenzformalitäten erfolgreich (und schnell) erledigen möchte, der braucht sie: Macho-mäßig dicke Eier. Und unser Fahrer Oleg war so eher meine Statur und ein eher ruhiger Geselle... Wenn Oleg sich den im Kreis stehenden rauchenden Grenzbeamten näherte und höflich fragte, wann wir denn weiter könnten, dann wurde er von ihnen wieder aus dem Ring geschoben. Mit seiner kleinen Statur und Verhalten machte er den Soldaten wohl zu wenig Eindruck. Die (dem Auto nach zu urteilen) ärmlichen Bauern neben uns standen wohl schon eine Weile und warteten auch nach uns noch. Gleichzeitig sahen wir (aus der anderen Richtung kommend) wie eine geballte Ladung mit den Grenzformalitäten umging: Zwei (anscheinend russische) Motorradfahrer hielten straff auf die Grenzbeamten zu, legten vor ihnen fast eine Vollbremsung hin, setzten den Helm lässig ab, zündeten sich erstmal eine Zigarette an, gaben den Beamten die Hand und sagten (sinngemäß übersetzt): "Wir kommen von da [hinter sich zeigend]. Gutes Wetter heute. Die Strecke ist frei. [tiefer Zug an der Zigarette] Wollen heute noch weiter nach Osch." Den Grenzbeamten den Pass gegeben und nach 5-10 Minuten waren sie durch. Sicher auch wegen...
2. Eier als Synonym für Geld - nämlich Schmiergeld: Es ist Gang und gäbe die Grenzbeamten zu "würdigen" - so offen hatte ich es aber noch nie gesehen. Ich vermute die beiden Russen hatte die Grenzbeamten vielleicht recht großzügig bedacht, die Bauern nebenan konnten das offensichtlich nicht. Oleg hatte von Anfang unsere Pässe, die Autopapiere und einige "Verstecke" des Autos (Handschuhfach, Sonnenblende usw.) mit kleinen Scheinen verschiedenster Währung bedacht. Nun ja, und er musste auch jedem Grenzbeamten "die Hand schütteln"...

Kurz: Nach insgesamt etwa 2 Stunden an beiden Grenzen waren wir in Tadschikistan. Es sei vorweggegriffen: Unser Fahrer auf der Rückfahrt (Achmat) war ebenso ein netter Kerl, aber nicht so schüchtern wie Oleg. Mit ihm brauchten wir an beiden Grenzen nur 30Minuten insgesamt. Er ging zu den sich wie im Training prügelnden Soldaten (einer hatte dabei ein Messer in der Hand 😅), klatschte alle ab bzw. gab ihnen eine kurze Umarmung und hockte sich einfach in ihre Mitte und nahm sich ein Stück Melone. Erst nachdem er 5 Minuten mit ihnen gequatscht hatte machte er sich an die Grenzformalitäten.

Endlich - die Grenze zu Tadschikistan.

An der Grenze gibt es nichts. Außer einem Plumpsklo. Keine Geschäfte (haha, auf über 3000m). Keine Bank. Keine Geldwechsler. Bis Murghab wird auch der kirgisische Som akzeptiert. Die meisten der dort Lebenden fühlen sich auch eher als Kirgisen.
Bei der Qualität der Straßen (siehe Bilder) und der Dauer an der Grenze war es inzwischen recht spät geworden. Olegs Vorgabe, gegen 18Uhr in Murghab zu sein, war unhaltbar. Nach einem schnellen Abendessen in einer von 2 Siedlungen auf den gesamten 300km ging es weiter. Wir wussten inzwischen warum Oleg eher langsam fuhr. Es war sein eigenes Auto (er wollte es sicher schonen) und natürlich transportierte er nicht nur uns zahlende Touristen sondern auch noch einen großen Karton Geschirr. Jeder Fahrer macht mit solchen Deals ein kleines Zusatzgeschäft. Es wurde also Dunkel auf einer der gefährlichen Strecken der Welt. Oleg machte einmal den Ansatz uns Übernachtung woanders vorzuschlagen. Ich war der einzig mäßig-russisch-sprechende Mann im Auto und damit der einzige wirkliche Kommunikationspartner. Ich trieb ihn die nächsten Stunden weiter dazu an im Dunkel bis Murghab zu fahren. So sahen wir auf der Hinfahrt leider nichts von der Landschaft. Wir kamen gegen 23Uhr an und stiegen im "Hotel" der Stadt ab.
Das Hotel bedeutete, dass es für einen verhältnismäßig hohen Preis zweimal am Tag Strom für jeweils maximal 3 Stunden aus dem Generator gab. Dusche ja - warm nein. Internet nicht vorhanden...

Der Pamirhighway in der Dämmerung.
Murghab und Korough sind die die einzigen größeren Städte im Pamir. In Murghab leben ca. 7000 Einwohner. Sie sind (wie alle Touristen auch) völlig auf die einzige Verbindung zur Außenwelt (den Pamirhighway) angewiesen. Kein Flughafen. Jedes Vorkommnis auf dem Pamirhighway (Erdrutsch, Schnee, Unfall usw.) kann die Region für Wochen von der Außenwelt absperren. Deswegen wird meist bei entgegenkommenden Autos kurz gehalten und sich über die Situation der Straße erkundigt. Für die in der Pamir-Region "Bergbadachschan" lebenden Tadschiken ist Kirgistan viel einfacher zu erreichen als Afghanistan im Süden oder gar das eigene Land in Richtung Hauptstadt Duschanbee. Deswegen ist der kirgisische Som auch so verbreitet. Deswegen ist neben der eigentlich offiziellen tadschikischen Zeit, die Zeit der kirgisischen Zeitzone die vorherschende.
Murghab selbst hat uns nicht wirklich gefallen. Wie bereits beschrieben war alles eher grau und passt zu dem Begriff "Tristesse". Keine Touristeninfo. Kein Bankautomat. Aber eine Bank.
Leckeres Frühstück: Ei, Brot, Butter und Marmelade. Dazu Tee.
Unser Raum für (schon runtergehandelte) 30US$ pro Nacht. Kein Telefon/Internet. Aber der Manager sprach etwas Deutsch.
Die obere Hauptstraße.
Murghab von oben.
Blick in einen Hof.
Die untere Hauptstraße.
Einer der vielen Brunnen, der die Wasserversorgung der Stadt sichert.
Eine von uns geplante Weiterfahrt an die afghanische Grenze scheiterte aus zwei Gründen: Der benötigten Zeit, die wir auf Grund unseres baldigen Rückfluges eine Woche später ab Bischkek nicht hatten. Und der immensen Kosten für den Transport. Für die Strecke an die afghanische Grenze sollten wir 200$ hin und zurück zahlen. Dabei hätten wir aber noch keine Zeit dort vor Ort verbracht. So entschieden wir uns dafür lieber einen Faulenz- und Waschtag in Murghab einzulegen und uns eine Rückfahrt zu organisieren.
Diese recht hohen Transportkosten, das eher mäßige Entgegenkommen Touristen gegenüber und die große Abhängigkeit von fremden Transportmitteln (es gibt keine Busse o.ä.) sind neben der durchaus spektakulären (wenn auch tristen) Landschaft der Grund, warum es so viele Radfahrer in den Pamir zieht. Wir sahen auf der Strecke ungelogen mindestens genausoviele Radfahrer wie Autos. Also so alle 15Minuten einen 😄 Schwer bepackt mit Zelt und Vorräten hatten viele der Reisenden bereits mehrere 1000Kilometer in den Beinen. Wir trafen Rad-Kurzurlauber, aber auch mehrere Frauen, die in der Türkei oder Georgien usw. gestartet waren und durch Iran/Turkmenistan/Usbekistan oder Kasachstan gekommen waren. Bei aller Anstrenung und Entbehrung, sie konnten sich definitiv freier und selbstbestimmter bewegen als wir.
Oft zu sehen: Radfahrer auf dem Pamir-Highway.
Wir hatten uns eine Rückfahrt nach Osch organisiert (diesmal bei Tageslicht) und teilten uns das Auto aus Kostengründen mit einem unglaublich netten Paar aus Frankreich/England: Luc und Emmanuelle. Die beiden hatten ähnlich wie wir eigentlich vor, mehr Zeit in Taschikistan zu verbringen, traten nun aber auch den Rückweg an. Unser Fahrer Achmat kam 2 Stunden zu spät. "Das Auto musste noch repariert werden." Aha. Nun ja, bei dem Verschleiß auf der Straße nachvollziehbar. Nicht selten verlangte ein steiler Pass alles von Fahrer und Auto ab und zwang am Gipfel zu einer Pause, um den Motor etwas abkühlen zu lassen.
Achmat fuhr flotter als Oleg und wir unterhielten uns gut mit Luc und Emmanuelle. Bis nach Karakol (der einzig anderen Siedlung auf dem Weg nach Kirgistan) brauchten wir nur 3 Stunden.
Ak-Baital - der höchste von uns überquerte Pass.
Mitten im Pamir.
Am Straßenrand immer wieder Murmeltier-Verwandte.
Das weiß glitzernde ist eine Salzlagune.
Komfort am Straßenrand - Toilette für Frauen (links) und Männer (rechts)
Eine Rampe am Wegesrand, falls das Auto Hilfe braucht.
Michael, Achmat, Maria, Emmanuelle, Luc.
 Angekommen in Karakol, wollten wir vier nicht in einer der Gastfamilien schlafen, sondern liefen ein paar Meter außerhalb der Stadt und erbauten unsere Zelte. Wir fanden es so gemütlicher, als uns die Teppiche im Raum eines Hauses teilen zu müssen. Außerdem erkundeten Luc und ich die Gegend und fanden dabei eine Art alten Bunker.

Europäische Zeltgemeinschaft auf 4000m.



Zähne-Putz-Ritual.


















Am nächsten Morgen musste im Dorf erst der Ladenbesitzer geweckt werden, damit wir uns noch etwas kaufen konnten. Dafür statteten wir uns auch mit den traditionellen kirgisischen Filz-Mützen , den Kalpak (eigentlich nur für Männer) aus.

Im "Supermarkt" mit dem Ladenbesitzer

Dieser Anblick reizt uns verwöhnte Europäer zum Lachen.
Immer entlang der chinesischen Grenze (Berge im Hintergrund) ging es zurück nach Kirgistan.
Wie bereits beschrieben waren wir mit Achmat an der Grenze recht schnell, aßen Mittag im altbekannten Restaurant in Sary Tash und konnten uns am Abend wieder in Osch angekommen jeder eine dicke Pizza gönnen.
Pizza in Osch.

Wieder in Kirgistan - Kymmis, Kurut und Kauderwelsch

Da wir vier scheinbar gute Reisegefährten waren, beschlossen wir noch die kommenden 3 Tage gemeinsam zu wandern, bis unsere deutschen Freunde dann in Osch zu uns stoßen sollten. Wir beschlossen am nächsten Tag erneut ein paar Kilometer südöstlich nach Gulcha (Richtung Tadschikistan) zu fahren und eine dreitägige Route von einem Tal ins Nachbartal zu laufen.
Auf zur Wanderung.
Endlich wieder durch saftig-grüne kirgische Landschaft.
Eine kleine Siedlung in der wir uns nach dem Weg erkundigten.
Viehzucht im Dörfchen.
Blick zurück ins Tal.
Vorbei an Kuhherden, Ziegen und Schafen.
Unser Nachtlager am oberhalb einer Kuhweide.
Luc spült das Geschirr an der künstlichen Quelle (umgekehrte Plastikflasche eingelassen in einen "Natur-Staudamm").
Erwachen inmitten einer Kuhherde.
 Am zweiten Tag ließen wir unsere Rucksäcke bei einer Jurte stehen, deren Besitzer wir bei der Eiladung zum Kymmis trinken vertrösten, und wanderten mit leichtem Gepäck in Richtung eines Passes dem Fluss aufwärts folgend. Dabei kamen wir an alleinstehenden Hütten und Jurten vorbei, Kinder liefen uns freudig entgegen und begrüßten uns als willkommene Abwechslung im Alltag. Und mehrfach wurde uns "Kurut" - ein landestypischer sehr salziger Snack aus getrocknetem Quark - angeboten.

Kurut aus gesalzenem, getrocknetem Quark.

Hütte am Wegesrand, aus der uns zwei Mädchen kamen und uns Kurut schenkten.
Als jedoch der Weg immer beschwerlicher wurde, wir den Fluss immer öfter queren mussten (und nicht wie einige Einheimische zu Pferde saßen), entschieden wir, nicht bis zum Pass zu gehen sondern eine gemütliche Mittagsrast in der Sonne einzulegen und zurückzukehren.
Eine gute Brücke.
Das Flusstal.
Eine nicht so gute Brücke.
Wieder im Dörfchen angekommen organisierten wir uns unsere Rucksäcke. Dank der Abwesenheit des Hausherren wurden wir nicht erneut zu Kymmis eingeladen. Aus der Entfernung konnten wir noch beobachten, wie die Schafe des Dorfes geschoren wurden.
Schaf-Schur.
Nur ein paar Hundert Meter von den Jurten talwärts wollten wir übernachten. Wir fanden auch eine wunderbar ebene Wiese (nicht leicht in den Bergen), die dazu noch (fast) frei von Pferdemist war und hatten schnell die Zelte aufgebaut und waren beim Abendessen. Dann kam ein Auto Richtung Dorf gefahren. Es hielt. Ein älterer Mann stieg aus und kam auf uns zu. Er sprach uns (also mich) auf russisch an. Er zeigte auf den Boden. Er wirkte nett, aber sprach eindringlich mit mir, ohne dass ich viel verstand. Ich holte mir Maria zur Hilfe. Er wiederholte sein Anliegen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt kreuzte er beide Arme übereinander. Maria und ich trugen aus dem unverständlichen Kauderwelsch zusammen was wir verstanden hatten: "Boden", "Menschen", "drunter". In Kombination mit seinen Gesten vermuteten wir, dass wir unsere Zelte auf einem Friedhof aufgeschlagen hatten!!! Für uns deutete aber auch nach dieser Vermutung nichts darauf hin. Wir entschuldigten uns für unser Unwissen und versprachen den sofortigen Umzug auf die nächstebene Wiese.
So kann scheinbar ein kirgisischer Friedhof auch aussehen - eine unscheinbare Wiese.
Am nächsten Morgen liefen wir flussabwärts Richtung Hauptstraße zurück. Nach etwa zwei Stunden überholte uns ein Auto auf der Schotterpiste und hielt für uns an. Wir stiegen zu Alymbek ins Auto - nicht ohne, dass er uns Kymmis anbot. 😊 Er sprach ein kleines bisschen Englisch und sonst Russisch mit uns. Als Emmanuelle und ich über unseren Lehrer-Beruf sprachen, schaltete sich Alymbeck ein: Er sei Schulleiter in Gulcha. Jetzt seien zwar Ferien, aber er würde uns gern seine Schule zeigen. Ich war Feuer und Flamme und eine halbe Stunde sahen wir in nahezu alle Räume der Schule. Alymbek erzählte auch, dass viele der Schüler aus dem Umland auch leicht eine Stunde zur Schule unterwegs sind. Manche von ihnen kommen zu Pferd. Technisch war die Schule nicht schlecht ausgestattet. Über die 3 Computerkabinette würde sich manche Kleinstadt-Schule freuen.
Michael und Alymbek in einem Klassenzimmer.
Weltweit die gleiche Mathematik.

Das "offizielle" Foto des Lehrerbesuches aus Europa.
 Danach verhandelte Alymbek uns einen fairen Taxipreis und wir fuhren zurück nach Osch. 
Am Abend trafen wir uns mit unseren deutschen Freunden wieder und verbrachten noch einen gemeinsamen Tag vor unserer Rückreise miteinander.
Ich liebe die Parks mit "Attraktionen" in vielen ehemaligen Sowjet-Republiken.
Ein altes Riesenrad - irgenwie funktionstüchtig.
Diese Sowjet-Attraktion erfreut ihr Publikum bis heute.





Zum Abschluss dieses langen Posts möchte ich euch noch die kirgisische Flagge und ihre Bedeutung bildhaft erklären.
Die Kuppel einer Jurte von Innen.
Die kirgisische Flagge.
Es war eine wunderschöne Reise für uns in Zentralasien. "Danke" und "Auf Wiedersehen."
"Rachmat" und "Dshakschy kal" liebes Kirgistan.