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Freitag, 13. September 2013

Melbourne - Wenn nichts mehr geht, dann sitzt man eben

Ich habe gerade mein Mittag im Park sitzend verdrückt. Die Sonne steht hoch im Norden. Und ich nehme mir die Zeit über Melbourne und Umgebung (1. bis 7. September) zu schreiben.

Es wurde ein langer Tag mit 2 Flügen bis ich nachts halb 12 in Melbourne ankam. Sicherheitschecks, Rucksack komplett auspacken und Befragung zu Ziel und Zweck meiner Reise. Etwa gegen halb 2 habe ich den Flughafen verlassen und mich auf die nächtliche Reise durch Melbourne gemacht (Foto 1), um meine Gastgeber Vicky und Pete auf einer Party im Garten bei Freunden zu treffen. Die Nacht wurde lang, der Tag danach (zum Glück ein Sonntag) entsprechend kürzer :)
Nachdem ich aus dem freundlich-dreinblickenden Malaysia kam, war es in Melbourne ein bisschen wie leider manchmal zu Hause in Deutschland: Finstere Gesichter, eilende Leute und ein übermäßiger Einsatz von mobilen Telekommunikations-Endgeräten vereitelten meine edlen Pläne, durch freundliche Blicke und Lächeln ein wenig Freude aus Übersee zu verbreiten. Oder anders: Ich fühlte mich unwohl, weil viele Menschen nur selten die Augen hoben und sich die Blicke trafen. Aber das mag nur mein Eindruck sein, ich habe auch gegenteiliges von anderen Reisenden gehört. 
Ich bekam eine kostenlose offizielle Stadttour von Ernst/Erny, einem 72jährigen gebürtigen Deutschen, der einen englisch-deutschen Mischmasch sprach und etwas zu offenherzig von seinen sehr persönlichen Altersproblemen sprach. :P Dafür hat er mir das wohl beste Örtchen Melbournes mit gutem Ausblick gezeigt (Foto 2).
Meine größten technischen Probleme bislang gab es nicht in Russland oder Malaysia. Nein, im Herzen australischer Zivilisation. Inzwischen sind sie gemeistert. 
Schon mal Männer in Tiger-Strumpfhosen gesehen und es war keine bad-taste-party? =) In der Mode-Stadt Melbourne haben sich die Menschen außer mir wohl nichtmal umgedreht... Ständig sah man etwas sehr seltsam anmutendes.
Der australische Frühling ist 5 bis 20 Grad Celsius warm (im Winter gibt es nur in den Bergen Schnee) und dennoch mein bisher kältester Aufenthalt der Reise. Die Stadt ist wie man es erwartet, groß und mit 4,5 Mio Einwohnern "befüllt". Es gibt manchmal schöne viktorianische Häuser und gut gepflegte Parks (Fotos 3 und 4).
Mich hat Cook's Cottage am meisten fasziniert (Foto 5), das originale umgesiedelte Haus in dem James Cook aufwuchs. Seefahrer und Entdecker haben schon immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt.

Ich entfloh der Stadt. Ca. 80km südlich auf die Mornington Halbinsel. (Restliche Fotos) Schöne Landschaft, wenige Menschen. Und der indische Ozean, der letzte große, in dem ich noch nicht geschwommen bin. Ich plante eine mehrtägige Tour zu Fuß (50-100km). Es kam leicht anders. Schon in Melbourne hatte ich einen Tag lang Probleme mit Verspannungen im Bein - nicht gut, da ich meistens 20km am Tag laufe. Auf Mornington bekam ein Fuß einen schlimmen Ausschlag. Laufen unmöglich. Arztbesuch. Diagnose unbekannt, aber verschiedene Verdächtige. Nicht laufen, nicht gehen. Medizin nehmen und sitzen. Dank meiner bezaubernden Gastgeberinnen Katie-May und Jessy kein Problem. Ich wurde viel gefahren =) Nach 2 Tagen wurde es besser, nach 7 war es weg. Danke!

Zurück nach Melbourne für 2 Nächte. Mein neuer Host hat es mir überraschenderweise schwer gemacht. Meine eineindeutigen Hinweise auf meine heterosexuelle Neigung hat er anfangs versucht zu ignorieren. Irgendwann hat er seine Versuche dann aufgegeben, bevor ich wieder umziehen wollte ... Ansonsten war der Kerl ok.

Ach, ich muss einen großen Irrtum eingestehen. =) Ich habe doch bei Beginn der Reise tatsächlich geglaubt, dass ich mich im englischsprachigen Raum sprachlich/psychisch etwas erholen kann. Daneben! Ich MUSS hier wieder an Gesprächen teilnehmen, weil jeder erwartet, dass man englisch spricht. Und ich verstehe auch wieder den ganzen Müll, den Menschen nun manchmal von sich geben. Erkenntnis: Ein Segen kann auch sein, wenn man eine Fremdsprache nur so beherrscht, dass es gerade für den Alltag reicht.

Nach fast 2 Monaten ein kurzes materielles Fazit meiner bisherigen Verluste: T-Shirt ausgebleicht in Perhenthians gelassen, Schuhe in KL gelassen, Fehlkauf von Sandalen in Melbourne, und besonders herb: ich musste mein Messer/Reisebesteck am Flughafen Melbourne lassen (ich habe keine willigen Mitflieger nach Tasmanien gefunden, die es im Aufgabegepäck transportieren). Trauerminute...

Liebe Grüße nach Hause (etwa 16350km entfernt),
Euer Michael =)

PS: Wie ist Weihnachten in Deutschland? Ohne Frage sind die Supermärkte schon wieder voll von sogenannter 'Vorfreude' ;)
PPS: Das Update über Tasmanien folgt bald!

2 Kommentare:

  1. Die sogenannte "Vorfeude" auf Weihnachten in den Supermärkten hat überraschend "lange" auf sich "warten" lassen; mittlerweile findet man aber die ersten Exemplare weihnachtlicher Backkunst ;-)
    Wie kommst du eigentlich mit deiner Wäsche zurecht; abgesehen von den verlorenen/zurückgelassenen Sachen? Reichst du mit der Taktik vorne-hinten-innen-außen bis zur nächsten Waschmöglichkeit? ;-)
    Und was deine bisherigen materiellen Verluste angeht: Nur wahre Helden lassen Dinge zurück, wenn es auch notwendig ist, und tragen sie nicht weiter mit sich herum! Am Ende gilt der Sieg, egal wie viele Mann zurückkommen ;-)
    Letzte herzliche Grüße aus der erzgebirgischen Heimat vom kleinsten Vogel

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    1. Nach vorne-hinten-innen-außen gibt's ja noch die Geruchsprobe. Ist die positiv, dann geht's von vorn los =) ich wasche wöchentlich bei meinen Hosts oder im Waschsalon und habe dieses Verfahren noch nicht gebraucht...
      Bin ja gespannt ob ich in Südamerika deutsches Weihnachtsgebäck finde ;)

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